Wie für alle Menschen, brachte die Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933, einschneidende Änderungen für die Feuerwehren.

Die erste einschneidende Maßnahme war das „preußische Gesetz über das Feuerlöschwesen“, welches am 15. Dezember 1933 erlassen wurde. Berufsfeuerwehren, freiwillige Feuerwehren und Pflichtfeuerwehren wurdem dem örtlichen Ortspolizeiverwalter und den Polizeiaufsichtsbehörden unterstellt. Der Begriff „Feuerlöschpolizei“ wurde zur Norm, ohne dass dieser im Gesetz erwähnt wurde. Dies bedeutete für viele Feuerwehrfahrzeuge das Anbringen der Aufschrift: „Feuerlöschpolizei“. Ob in Aachen diese Maßnahme angewendet wurde, ist bis heute nicht bekannt. Jedoch hatte das Gesetz nur in Preußen Gültigkeit.

In Aachen veröffentlichte der damalige Oberbürgermeister Quirin Jansen im Verwaltungsblatt vom 1. Juli 1935: „Entsprechend den ministeriellen Bestimmungen zum Gesetz über das Feuerlöschwesen zum 15.12.1933 […] Der Oberbürgermeister als Ortspolizeibehörde“. Im Mai 1935 erklärte Quirin in einer schriftlichen Verfügung, dass alle Beamten der Feuerwehr als Hilfspolizeibeamte- und später als Hilfspolizisten bezeichnet wurden. Die Freiwillige Feuerwehr Aachen-Stadt (Löschzug I Aachen-Forst) erhielt am 15. Dezember 1933 ihre Bestallung als Hilfspolizei.

Im Jahre 1934 erließen die Nationalsozialisten das Gesetz: „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Dieses Gesetz untersagte es politisch Andersdenkenden, Jüd*innen oder anderen marginalisierten Gruppen als Beamte zu arbeiten. Fachlich qualifizierte Feuerwehrleute wurden am 1.4.1934 fristlos entlassen. Es ist davon auszugehen, dass eine spätere Arbeitsfindung fast unmöglich war, da durch weitere Repressalien diesen Menschen der Zugang zur Gesellschaft verwehrt wurde.

Darauf folgte am 23. November 1938 das für das gesamte dritte Reich geltende Gesetz „über das Feuerlöschwesen“, welches die Zuständigkeit auf den Reichsministers des Inneren für alle Brandschutzangelegenheiten übertrug. Hier wurden die Feuerwehren als „Feuerschutzpolizei“ in die Ordnungspolizei eingegliedert. Die Kraftfahrzeuge der Feuerwehren wurden von der markant roten Farbe in die  olivengrünglänzende Farbe umlackiert, also die polizeitypische Fahrzeugfarbe. Die Kennzeichen erhielten „POL-Zulassungsnummern“. In Aachen wurde dieses Gesetz strikt befolgt und sämtliche Fahrzeuge wurden umlackiert. Für die Berufsfeuerwehr Aachen hatte das Gesetz zur Folge, dass nun polizeiliche Uniformen getragen werden musste und die Besoldung an die Polizei angepasst wurde. Jedoch blieb weiterhin der örtliche Feuerschutz als Hauptaufgabe bestehen.

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise waren auch noch jetzt in den Feuerwehren zu spüren. Eine zu geringe Personalstärke und zu wenige Fahrzeuge blieben weiterhin das Problem. Auf Grund von ersten Anzeichen eines bevorstehenden Krieges, schrieb der damalige Branddirektor, Oberstleutnant Dr. Oster, im September 1937 eine Eingabe an das städtische Dezernat 6, welche eine sofortige Verstärkung von zwei Oberbrandmeistern, einem Brandmeister, und 11 Feuerwehrmännern forderte. Pläne zum Ausbau der Feuerwachen wurden in die Haushaltspläne aufgenommen, und blieben in den folgenden Jahren ein fester Bestandteil dieser.

Als Teil der nationalsozialistischen Propaganda gab es die sogenannte Reichspogromnacht vom 9.-10. November 1938, welche als Startsignal für den Völkermord in Europa gilt. Ein Augenzeugenbericht skizziert den schrecklichen Anschlag auf die Aachener Synagoge in der Promenandenstraße durch SS und Feuerschutzpolizei: Um ca. 3:35 nachts gab der Brandmeister Jansen Oberfeuerwehrleuten den Befehl sich in Zivil zu kleiden und Werkzeuge wie Äxte auf die Fahrzeuge mitzunehmen. In der Polizeiwache „Gasborn“, wo der Polizeipräsident wartete gab der Brandingenieur Schneider den Befehl zum Abbrennen der Synagoge. Um 3:45 Uhr trafen der Oberbürgermeister Jansen (Kreisleiter NSDAP), der zweite Bürgermeister, der Polizeipräsident, der Brandingenieur, Kriminalbeamte, sowie weitere Personen (nur SS/SA Leute und Zivilpolizisten). Man brach die Tür auf, stahl alle wertvollen Schätze und nahm den Pförtner mit Frau fest. Um 4:00 Uhr wurde die Synagoge endgültig angezündet. Die Feuerwehr wurde eine Stunde später lediglich dazugerufen, um den Übergang des Brandes auf Nachbargebäude zu verhindern.

Interessantes Bildmaterial gibt es auf der Internetseite des Kreisfeuerwehrverbandes Aachen zu sehen: https://www.kreisfeuerwehrverband-aachen.de/historisches/

Anmerkung: Durch die vielen Bombenangriffe während der Jahre 1933 bis 1944 sind wenige archivierte brauchbare Unterlagen zur Geschichte der Feuerwehr Aachen vorhanden. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit übernommen.

Redaktion: Jonas Hanke

 

 

Quellen:

http://www.wgdv.de/images/pdf_dateien/KOMP_Synagoge_-_Zerstrung_1_neu.pdf

https://delzepich.de/125jahrebfac/iv-1921-bis-1945/iv-6/​​​​​​​

Bild: High ContrastFeuerwehrmuseum München -23, Verkleinerung von Redaktion, CC BY 3.0 DE

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