Die Brennende Strohmiete/ Copyright: Feuerwehr Alsdorf

Wie bereits berichtet kam es am 19.07.2022 zu einem Großbrand zwischen dem Radsberg in Alsdorf-Duffesheide und der B 57.  Die Leitstelle der Städteregion Aachen alarmierte zunächst die hauptamtliche Wache der Feuerwehr Alsdorf zu einem Flächenbrand auf einem Feld an der Würselener Straße (Bundesstraße 57) zwischen Alsdorf und Würselen alarmiert.

Die Einsatzkräfte konnten die Einsatzstelle auf Sicht anfahren, da eine dunkle Rauchsäule über Alsdorf-Duffesheide aufstieg, die kilometerweit sichtbar war. Was als kleiner Flächenbrand gemeldet wurde, hatte sich augenscheinlich, begünstigt durch den Wind und die extreme Trockenheit, in kürzester Zeit zu einem großen Brandereignis entwickelt. Laut Augenzeugen konnte sich der Entstehungsbrand an der B57 innerhalb von wenigen

Die Rauchsäule/ Copyright: Feuerwehr Alsdorf

Minuten über das gesamte Feld bis zu den Gebäuden des Ortsteiles Radsberg ausbreiten. Dort stand eine Hecke auf eine Länge von ca. 150m im Vollbrand, die sich hinter sämtlichen Gebäuden erstreckte und die rückwärtigen Gärten zu den Feldflächen in Richtung B57 abgrenzte.

Beim Eintreffen der Feuerwehr war das Feuer bereits auf eine Strohmiete, einen Bauwagen, Vegetation und verschiedene Anbauten übergesprungen. Von den Feldern war das Feuer auf die rückwärtige Hecken- und Baumstruktur übergangen und von dort auf den rückwärtigen Anbauteil eines Vierkanthofes. Durch den ersteintreffenden Einheitsführer wurde unmittelbar weitere Unterstützung angefordert und Vollalarm für die gesamte Feuerwehr Alsdorf ausgelöst.

Das Feuer hat sich wortwörtlich in Windeseile ausgebreitet.

Durch die Einsatzleitung wurden verschiedene Einsatzabschnitte gebildet, sodass gezielt die die Vielzahl von Brand- und Einsatzstellen an verschiedenen Stellen angegriffen werden konnten. Aufgrund des übergegriffenen Vegetationsbrandes auf den rückwärtigen Teil des Vierkanthofes wurde im Einsatzabschnitt I eine umfassender Löscheinsatz eingeleitet. Im rückwärtigen Teil des Vierkanthofes kam es zu verschiedenen Explosionen dort

Eine Einsatzkraft kommt aus dem Einsatzabschnitt I zurück

gelagerter Druckgefäße und brandbedingter Teileinstürze. Durch den zügigen und massiven Löscheinsatz u.a. mittels verschiedener C- und B-Strahlrohre sowie des Wenderohrs der Drehleiter konnte eine Brandausbreitung auf die weiteren Wohneinheiten und Bereiche des Vierkanthofes verhindert werden.

An der Einsatzstelle selbst herrschten über die witterungsbedingten Temperaturen hinaus erhebliche Wärme- und Hitzestrahlungen. So sorgten der Wind und die Wärmestrahlung dafür, dass sogar Blumenkästen auf der gegenüberliegenden Straßenseite des betroffenen Vierkanthofes in Brand gerieten.

Die Feuerwehrleute trugen hier während des Einsatzes teilweise Filtermasken.

Ein Feuerwehrmann beim Löschen der Strohmiete

Die Aufgabe des Einsatzabschnittes II  bestand aus der Brandbekämpfung im Rückwärtigen Bereich der Bebauung und der Felder in Richtung B 57. Wie aus einer Pressemitteilung der Feuerwehr Alsdorf hervorgeht bestand zeitweise die Befürchtung, dass sich noch Tiere in vom Brand gefährdeten Holzstallungen aufhielten. Nachdem ein Angriffsweg geschaffen wurde konnte festgestellt werden, dass sich keine Tiere in den Stallungen befanden. Falls sich diese Meldung bestätigt hätte, hätten die Tiere wegen der starken Gefährdung durch Rauchgase unmittelbar aus den Stallungen gerettet werden müssen.

Da eine Rettung der Tiere nicht notwendig war konnte sich die Feuerwehr den Schutz mehrerer gefährdeter Wohnmobile durchführen.

Um die Lage komplett im Blick zu haben wurde Luftunterstützung angefortert. Zunächst Form der Hummel (Hubschrauber der Landespolizei) und der Drohneneinheit der Städteregion angefordert um Glutnester besser

Die FLE bei der Arbeit

erkennen zu können. Sowohl die Drohnen als auch der Polizeihubschrauber verfügen hierzu über Wärmebildkameras. Nachdem eine zweite Drohne in den Einsatz gebracht werden konnte wurde der Polizeihubschrauber abgezogen.

Das Einsatzfahrzeug der FLE (Drohneneinheit)

 

Eine der Drohnen

 

 

Der gesamte Ortsteil Radsberg (Duffesheide) war in Brandrauch eingehüllt. In Abstimmung mit dem Einsatzleiter veranlasste Kreisbrandmeister Thomas Sprank eine Warnung der Bevölkerung über die NINA und KatWarn-App. Es wurde vor einem Brandgeruch gewarnt, Anwohner sollten vorsorglich Fenster und Türen geschlossen halten. Eine weitere Gefahr bestand nicht.Diese Warnungen tragen ebenfalls zur Entlastung der umliegenden Feuerwehren und der Leitstelle bei.

Ins besondere in den ersten Stunden des Einsatzes stellte die Wasserversorgung jedoch ein ernstes Problem dar, weil in Duffesheide nur wenige Hydranten existieren, an der B 57 (außerorts) sogar keine.

Die Einsatzleitung löste dieses Problem über einen Pendelverkehr mit Güllefässern von Landwirten und. Diese wurden an Hydranten befüllt und leerten ihr Wasser in Pufferbehälter an den Fahrzeugen.

Einer der Pendelnden Traktoren mit Tankanhänger/Copyright: Feuerwehr Alsdorf
Ein Güllefass wird aus einem Hydranten befüllt

Im weiteren Verlauff des Einsatzes wurde dieses Vorgehen insofern erleichtert, dass eine 300 Meter lange Leitung von der B 57 nach Radsberg verlegt wurde. Auf der B 57 standen der AB Wasser der Berufsfeuerwehr Aachen und der AB Wasser/Schaum der Feuerwehr Herzogenrath. Diese wurden durch pendelnde TLF befüllt und das Wasser nach Radsberg gepumpt.

Die Einsatzleitung traf sich stündlich vor dem ELW 2 für Lageupdates. Hier wurden auch die Warnungen beschlossen.

Einsatzbesprechung der Einsatzleitung vor dem ELW 2

Über die Leitstelle in Aachen wurde der THW Ortsverband Stolberg mit dem Fachberater Thomas Johnen zur Einsatzstelle alarmiert. Diese Einheit war für die Einschätzung und Prüfung der Statik des vom Brand stark geschädigten Gebäudes zuständig. Nach einer Begehung des Gebäudekomplexes wurde für gewisse Bereiche ein Betretungsverbot ausgesprochen, da eine akute Einsturzgefahr besteht. Eine Wohneinheit im rückwärtigen Bereich des Vierkanthofes wurde durch das Feuer vollständig zerstört, während es den Einsatzkräften gelang eine Ausbreitung auf die anderen Wohneinheiten weitestgehend zu verhindern. Die Bewohner des Vierkanthofes kamen nach einer Rücksprache mit den zuständigen der Stadt Alsdorf bei Familienangehörigen unter. Der erste Beigeordnete der Stadt Alsdorf, Ralf Kahlen, eilte zur Einsatzstelle, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen.

Gegen 19:30 Uhr wurde der Führungsdienst des THW Ortsverbandes Alsdorf alarmiert, zwei Stunden später die dazu gehörige Bergungstruppe. Diese Einheit wurde für die Eigentumssicherung am Brandobjekt eingesetzt, die bis ca. 00:15 Uhr im Einsatz war.

Das Deutsche Rote Kreuz war mit der 1. Einsatzeinheit der Städteregion Aachen vor Ort und übernahm die Verpflegung der Einsatzkräfte.

Zwischenzeitlich waren rund 150 Einsatzkräfte von DRK, Feuerwehr, THW und Polizei in diesen Einsatz eingebunden. Hier waren alle Feuerwehren aus der Städteregion Aachen sowie die Feuerwehr Übach-Palenberg vertreten. Das THW war unter anderem mit der Bergungsgruppe des Ortsverbandes Alsdorf und dem Baufachberater aus Stolberg im Einsatz. Das DRK mit der 1. Einsatzeinheit der Städteregion.

Wegen des enormen Kräftebedarfs sperrte die Polizei den Duffesheider Weg und die B 57.  Diese dienten als Zubringerstraße und Bereitstellungsraum für anrückende Einheiten. Hier wurden nur Einsatzkräfte und die Presse durchgelassen

Der Rettungsdienst stand für Notfälle bereit und errichtete einen Sanitätsplatz zur Messung der Vital- und Co-

Der Kommandowagen des LNA

Werte (Kohlenstoffmonoxid) der Betroffenen und eingesetzten Rettungskräfte. Hier waren mehrere RTW, die Organisatorischen Leiter Nord und Süd sowie die Leitende Notärztin vor Ort.

Die RTW sorgten jedoch für ein besonderes Problem. der Bereitstellungsraum für den Rettungsdienst befand sich auf einer Wiese, die RTW mussten jedoch die Motoren laufen lassen damit unter anderem die Klimaanlage durchgehend funktionierte. Dies stellte in Kombination mit der trockenen Wiese eine erhebliche Brandgefahr dar, dieses Problem wurde dadurch gelöst, dass die Wiese mit einem Strahlrohr gewässert wurde.

Während des Einsatzes wurden insgesamt 13 Personen Verletzt, davon drei Anwohner und zehn Einsatzkräfte der Feuerwehren. Laut Aussage von Feuerwehrsprecher Andreas Wolf an der Einsatzstelle am frühen Abend wurden alle zu diesem Zeitpunkt verletzten (7) durch die Hitze verletzt. Insgesamt vier Feuerwehrleute aus Alsdorf mussten in ein Krankenhaus eingeliefert werden, alle konnten das Krankenhaus mittlerweile verlassen.

Bei der enormen Belastung durch die Hitze war die Einsatzkleidung der Feuerwehr Alsdorf wenig vorteilhaft. Zwar existiert ein Zweitsatz an Kleidung für den Außenangriff und die technische Hilfeleistung, dieser besteht jedoch aus der ausgemusterten Brandschutzkleidung der vorherigen Generation an Schutzkleidung. Gleichzeitig ist die gewöhnliche Tagesdienstkleidung vieler Feuerwehren nicht sicher gegen Funkenflug was ihren Einsatz ausschließt.

Worte des Dankes
Wehrleiter und zugleich Einsatzleiter Markus Dohms bedankt sich bei allen Landwirten, die die Arbeit der Feuerwehr mit entsprechenden Gerätschaften unterstützten, sodass eine weitere Ausbreitung verhindert werden konnte. Durch die Landwirte wurden Schneisen in die unmittelbar an die brennende Vegetation angrenzenden Feldbereich gezogen. Weiter verbrachten die Landwirte mittels Wassertanks und Tankanhängern weiteres Löschwasser zur Einsatzstelle und leisteten wertvolle Hilfe. Unter Hinzuziehung der vor Ort anwesenden Landwirte konnte so das Brandgeschehen um die Strohmiete zügig eingegrenzt und eine intensivierte Brandbekämpfung an anderer Stelle vorgenommen werden.

Auf Grund der hohen Umgebungstemperaturen, Hitzestrahlung und Brandrauch, der über Radsberg lag, stellte sich die Belastung der Einsatzkräfte überaus hoch dar, sodass einige an ihre körperlichen Grenzen gelangten. Durch den vielfach über die eigene körperliche Leistungsgrenze hinausgehenden Einsatz der Wehrleute war es möglich die weitere Wohnbebauung vor weiterer Brandausbreitung zu schützen und Teilbereiche des Vierkanthofes zu halten.

Betroffene Anwohner wurden durch die Notfallseelsorge betreut. Diese war mit einem Team von mindestens acht Personen vor Ort. Ebenfalls wurden in einem vom Verfasser beobachteten Fall Personen ohne eigenen Führerschein durch die Notfallseelsorge an die B 57 gebracht wo sie von Angehörigen in Empfang genommen wurden.

Die B 57 war bis in den späten Abend gesperrt.

Die Feuerwehr blieb bis 01:00 am Mittwoch mit einer Brandwache vor Ort, am morgen des 20.07.2022 wurden weitere Nachlöscharbeiten notwendig.

Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen zur Brandursache auf. Laut Aussage einer Polizeisprecherin kann eine vorsätzliche Brandstiftung aktuell ausgeschlossen werden. Als Möglichkeiten kommt unter anderem eine Entzündung durch eine Weggeworfene Zigarette oder ähnliches in Betracht.

Parallel zu den polizeilichen Ermittlungen laufen die Aufräumarbeiten bei der Feuerwehr Alsdorf. Die Atemschutzwerkstatt wurde noch am Dienstag mit dienstfreiem Personal besetzt um die genutzten Atemschutzgeräte sofort zu prüfen, reinigen und desinfizieren sowie mit Luft zu befüllen. Diese Arbeiten dauern weiter an.

Einige Atemschutzgeräte wurden auf die Feuer und Rettungswache Herzogenrath gebracht und durchlaufen hier denselben Prozess.

Die frühen Morgenstunden des 20.07.2022 wurden ebenfalls genutzt um die Fahrzeuge mit Reserveschläuchen auszustatten. Die Schlauchwerkstatt in Alsdorf ist jedoch mittlerweile an der Kapazitätsgrenze, da der Schlauchturm vollständig belegt ist. Die Feuerwehr Aachen leistet hier Unterstützung indem ein Teil der Schläuche durch diese gereinigt werden.

Redaktion: Leo M. Schmelcher

 

 

 

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