Die Brandweer Zuid-Limburg hat in der Wache in Kerkrade ein neues Tankautospuit (Tanklöschfahrzeug), kurz TS, in dienst gestellt. Dieses ähnelt jedoch eher einem Hilfeleistungstanklöschfahrzeug. Aufgebaut wurde es wie auch die meisten anderen neuen Fahrzeuge auf deutscher Seite von der Firma Rosenbauer. Das Fahrzeug wurde über den Niederländischen Vertreter Kenbri beschafft. Als Fahrgestell kam ein Mercedes-Benz Atego mit Allradantrieb zum Einsatz.
Fahrgestell
Anders als in Deutschland, wo immer noch einige Feuerwehren immer noch Großfahrzeuge mit manuellen Schaltgetriebe beschaffen ist dies in den Niederlanden nicht mehr zulässig. Das Standardgetriebe ist hier ganuso wie in Deutschland das sogenannte automatisierte Schaltgetriebe. Die Heckachse ist mit einer Zwillingsbereifung versehen. Als Reifen kommen Offroadreifen zum Einsatz, damit dieses Fahrzeug in unwegsamen Gelände gut einsetzbar ist. Eine andere Besonderheit in dieser Hinsicht ist, dass in Zuid-Limburg nur wenige Fahrzeuge derart Geländefähig sind. Trotzdem fällt das Fahrzeug wie auch die anderen Fahrzeuge gleicher Bauweise unter die Kategorie 2 (geländefähig).
Aufbau
Der Aufbau ist wie auch beim vorherigen Fahrzeug ein Rosenbauer AT (Advanced Technology), dieser hat vor allem den Vorteil, dass der Aufbau über zwei Treppen in die Mannschaftskabine verfügt. Diese sind auch nicht wie bei Konkurrenzprodukten klappbar sondern wird beim Schließen der Tür in einen Schacht unter der Kabine. Dadurch bestehen weniger klappbare Teile was weniger Verschleiß bedeutet.
Zum Schutz vor dem Diebstahl der Beladung ist der Aufbau mit einer pneumatischen Zentralverriegelung ausgestattet. Diese kann einerseits durch den Maschinisten mit einem Knopf auf dem Fahrzeugschlüssel andererseits auch im Notbetrieb über einen Schalter irgendwo im Fahrzeug geschehen. Ebenfalls sind wie schon bei der letzten Generation im Gegensatz zur vorletzten Generation keine Ausrüstungsteile wie das Standrohr außen angebracht. Ebenfalls ist auch ein Begehen des Daches nicht mehr Vorgesehen. Die Leitern und Saugschläuche sind über eine Klappvorrichtung auf Zugriffshöhe der Einsatzkräfte zu befördern.
Ausrüstung
Brandbekämpfung
Allgemeines Material zur Brandbekämpfung
Das Fahrzeug ist mit einer Feuerlöschkreiselpumpe FPH (Fire Pump High Pressure) ausgerüstet. Diese kann einerseits Die Klassischen Feuerwehrschläuche über Abgänge mit 75mm Storzkupplungen (B-Abgänge) mit Normaldruck von bis zu 10 Bar versorgen. Andererseits verfügt dieses Fahrzeug wie jedes TS über zwei Schnellangriffe für Normal oder Hochdruck. Diese sind in den Gleich ausgestatteten Geräteräumen 3 und 4 verbaut und ermöglichen die Abgabe von bis zu 40 Bar. Passend zu den Schlaüchen sind auch mehrere Hohlstrahlrohre mit den passenden Kupplungen vorhanden. Auch ein Standrohr des Herstellers AWG samt Schlüssel zählt zur Beladung.
Wasserwerfer
Auch ein sogenannter Wasserringmonitor zählt zur Beladung. Hierbei handelt es sich um einen Tragbaren Wasserwerfer, der im Gegensatz zu den bei vielen deutschen Wehren üblichen konnstruktionen aus CBC-Verteiler, Stützkrümmer, B-Rohr und einem C-Schlauch zwischen den beiden C-Abgängen direkt nach dem Anschluss betriebsbereit ist und nicht erst in der Einsatzsituation aufgebaut werden muss. Zudem ist dieses Sonderstrahlrohr einfach im Betrieb drehbar. Ein Frontwerfer ist im Gegensatz zu einigen älteren Fahrzeugen nicht mehr vorhanden. Ein Dachwerfer ist ebenfalls nicht mehr möglich, da durch die Sicherheitsorschriften nur ein maschinell bedienter zulässig wäre, der aber nicht sinnvoll, da dieser nicht sehr häufig benutzt würde.
Material für Sonderbauten
Zusätzlich wird für die in Zuid-Limburg erheblich häufiger vorkommenden Hochhäuser (in Kerkrade beispielsweise im Ortsteil Chevremont) ein speziellen Hilfsmittel vorgehalten. Hierbei handelt es sich um einen Handkarren, der mit 52mm Schläuchen mit 72mm Kupplung sowie einem Strahlrohr bestückt ist. Dieser Karren wird in Objekten mit Steigleitung wie den besagten Hochhäusern, aber auch in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder unter Umständen Schulen eingesetzt um von der Steigleitung bis zur Wohnungstür einen Löschangriff aufbauen zu können. In Deutschland sind derartige Konstruktionen weitgehend unbekannt.
Was im Gegensatz zu deutschen Fahrzeugen auffällt ist, dass keine Sicherheitstrupptasche vorhanden ist, da kein Sicherheitstrupp im deutschen Sinne vorgesehen ist. Über dieses Konzept habe ich bereits im vergangenen Artikel über die Brandweer im allgemeinen geschrieben.
Technische Hilfeleistung
Elektro-Hydraulisches Rettungsgerät
Die kraftbetriebenen Geräte zur technischen Hilfeleistung sind alle mit Benzin oder Akkuantrieb ausgestattet, weshalb ein Stromerzeuger nicht vorhanden ist. Besonders ins Auge fallen die Elektrohydraulischen Rettungsgeräte (Schere und Spreizer) aus der Pentheon-Serie von Holmatro. Diese verfügen wie auch einge andere Geräte über eine Ladestromerhaltung über die Fahrzeugelektrik. Eine weitere Besonderheit dieser Geräte ist, dass sie über zwei Geschwindigkeitsstufen verfügen. Die höhere wird dadurch erreicht, dass der Schalter weiter in die gewünschte Richtung gedreht wird. An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass das ausprobieren dieser Geräte dem Verfasser sehr große Freude bescherte.
Emergency-Plug für Elektrofahrzeuge
Ebenfalls verfügt das Fahrzeug über einen sogenannten Emergency-Plug. Dieser
verhindert ein Anfahren eines Elektrofahrzeuges durch die Simulation eines Ladevorganges. Dies ist besonders wichtig, weil Elektromotoren oftmals eine 1:1 Übertragung haben, gleichzeitig ist sofort ein extrem starkes Drehmoment verfügbar. Gleichzeitig sind Elektrofahrzeuge grundsätzlich Automatikfahrzeuge, auch wenn in der Nutzfahrzeug und LKW-Klasse teilweise unter Last schaltbare Zweiganggetriebe verbaut sind. Diese Kombination ist extrem gefährlich, da die folgen eines Minimalen Drucks auf das „Gaspedal“ für Umstehende und Einsatzkräfte verheerend sein können.
Sonstiges Hilfeleistungsmaterial
Eine weitere Besonderheit ist, dass neben der normalen Kettensäge auch eine so genannte Multicut-Säge vorhanden ist. Diese ermöglicht das Durchsägen von Türen, Wänden oder Dächern. Auch ist ein Multifunktionsgriff vorhanden, der durch unterschiedliche Aufsätze als Blechaufreißer, Brecheisen oder ähnliches verwendet werden kann. Ebenfalls sind ein Spineboard mit entsprechhende Zubehör und eine notfallmedizinische Basisausstattung vorhanden.
Ebenfalls ist eine Rettungsleine für Wassserunfälle oder als Rückzugssicherung im Innenangriff vorhanden.
Ebenfalls ist ein Funkgerät für jede Einsatzkraft und zusätzlich ein weiteres für den Fahrzeugführer (Bevelvoerer) zur Kommunikation mit der Leitstelle oder höheren Führungskräften. Ebenfalls befindet sich auf der Position 6 ein sogenannter Actiontower, an dem sich die Einsatzkräfte mit Material ausrüsten können.
Für die Abarbeitung von Gefahrstofflagen ist im Gegensatz zu einem deutschen HLF umfangreicher. Neben den auch auf den HLF ebenfalls vorhandenen leichten nicht gasdichten Chemikalienschutzanzügen ist auch die schwere Version vorhanden, wie das Dekontaminationskonzept aussieht ist mir aktuell nocht nicht bekannt.
Die Besichtigung des Fahrzeuges endete mit einer Alarmierung desselben und der Drehleiter zur Unterstützung des Rettungsdienstes. Hierbei musste ein Notfallpatient über die Drehleiter aus dem 1. Obergeschoss gerettet werden. Hierfür wurde die betrofffene Person in die auf der Drehleiter verlastete Schleifkorbtrage umgelagert und anschließend auf der Tragenhalterung der Drehleiter nach unten verbracht.
Redaktion: Leo M. Schmelcher