Im Falle von Großbränden ist die Wasserversorgung meistens eines der großen Probleme in der ersten Phase des Einsatzes, der sogenannten Chaosphase. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen wird  je nach Lage auf verschiedene Methoden zurückgegriffen. In Deutschland werden typischerweise Hydranten in den Nachbargebieten angezapft  oder wenn diese Methode an Ihre Grenzen stößt wird auf einen Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen oder Traktoren mit Güllefässern zurückgegriffen. Ebenfalls besteht die Möglichkeit der „Langen Wegstrecke“, die über konventionelle Feuerwehrpumpen und Schläuche aufgebaut wird. Diese Methode ist auch in den Zivilschutzkonzepten und Katastrophenschutzkonzepten des Bundes vorgeplant.

Pendelverkehr

Der Pendelverkehr hat den Vorteil, dass dieser mit vorhandenen Mitteln einfach umgesetzt werden kann. Jedoch

Ein Güllefass wird aus einem Hydranten befüllt

besteht das Risiko, dass sich zu viele Fahrzeuge gegenseitig behindern. Ebenfalls stellt der erhöhte Verkehr an sich ein erhöhtes Risiko dar. Beide Risiken lassen sich jedoch minimieren, wenn Fahrzeuge mit großen Transportvolumina (TLF4000, Güllefass, AB Wassertank, o.ä.) eingesetzt werden.

Ein Vorbild in dieser Hinsicht können die USA sein. Dort besteht besonders im ländlichen Raum teilweise das Konzept der „Tanker TaskForce“. Hierbei wird mit Tankfahrzeugen mit großen Volumina (10.000-30.000 Liter) ein Pendelverkehr zwischen der Wasserentnahmestelle an einem offenen Gewässer und einer Übergabestelle bis zu  der die Tankfahrzeuge fahren können durchgeführt. An dieser Übergabestelle wird ein Faltbecken aufgebaut, aus dem dann das Wasser durch eine mehr oder weniger lange Schlauchleitung zur Brandstelle befördert. Oftmals steht hierbei ein Löschfahrzeug an der Übergabestelle und eines an der Brandstelle.  Je nach Länge kann schon von einer langen Wegstrecke gesprochen werden.

Die besagten Faltbecken sind unter anderem Teil der Beladung des LF 20 KatS, welches für den zivil undd Katastrophenschutz ausgelegt ist. Es wird neben den zentralen Beschaffungen durch das BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) oder die Länder auch durch Kommunen beschafft.

Hydrant als Füllstation für Güllefässer und TLF

Gerade bei Vegetationsbränden wird häufig auf die Hilfe von Landwirten mit den oben erwähnten Güllefässern zurückgegriffen. Um die Landwirte für den Fall eines Unfalls optimal abzusichern bietet es sich an schon vorab Landwirte die ihre Hilfe anbieten in der Unterstützungsabteilung einzubinden. Sind die Landwirte bereits Mitglieder der Feuerwehr erübrigt sich dieser Schritt.

Lange Wegstrecke

Die Wasserförderung über lange Wegstrecken fordert im allgemeinen viel Personal und Material, bietet aber den Vorteil, dass wenn die Wasserversorgung erst einmal besteht weniger Verkehr notwendig ist. Sie zeichnet sich durch mindestens eine Verstärkung zwischen der Wasserentnahmestelle und Brandstelle. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Straßen oder Wege für weitere Einheiten frei bleiben. Ebenfalls kann eine Lange Wegstrecke auch aufgebaut werden, wenn ein Pendelverkehr beispielsweise wegen schlechter Wegeverhältniße unmöglich ist.

Nachteilig an dieser Methode ist, dass für den Aufbau ein hoher Personalaufwand bis hin zur Zugstärke notwendig ist. Nachdem die Strecke aufgebaut ist, sinkt der Personalbedarf jedoch massiv auf einen Maschinisten pro Verstärkerpumpe und eventuelle Sicherungsposten an Wegequerungen. Diese könne  mit Schlauchbrücken ermöglicht werden, müssen aber abgesichert werden.

Diese Methode ist in den Planungen für den deutschen Zivil und Katastrophenschutz besonders mit den bereits erwähnten LF20 KatS vorgeplant. Diese verfügen neben einer zusätzlichen Tragkraftspritze über B-Schläuche mit einer Gesamtlänge von 600 Metern, von denen eine gewisse Länge während der Fahrt verlegt werden kann.

Ebenfalls stellt das THW mit der Fachgruppe W/P (Wasserschaden/Pumpem) entsprechende Kapazitäten. Diese kommen besonders bei Großeinsätzen oder Katastrophen zum Einsatz. Entweder um Wasser für die Feuerwehr zuzuführen, aber auch um bei Hochwasser etc. Wasser abzupumpen und aus betroffenen Gebieten zu entfernen. Ebenfalls kam diesee Einheit zur Entlastung des zu brechen drohenden Damms der Steinbachtalsperre während der Hochwasserkatastrophe 2021 zum Einsatz.

Sonderfall Hytrans Fire System

 

Tauchpumpe des HFS

Einen Sonderfall bei der Langen Wegstrecke stellt das so genannte

Hytrans Fire Systemem dar. Dieses ist ein Produkt der niederländischen Firma Hytrans und arbeitet mit hydraulisch betriebenen Tauchpumpen. Diese Fördern Wassermengen von bis zu 10.000 Liter/Minute.

Diese Wassermengen werden anschließend über sogenannte

Offene F-Kupplung

F-Schläuche mit einem Durchmesser von bis zu 280 Millimetern geleitet.  Als Abschluss der Leitung dient ein Verteiler F-5B. Von diesem aus werden im Brandeinsatz die einzelnen Feuerlöschpumpen gespeist. Da ein Abschalten des Systems dazu führen würde, dass das System Komplett Leerlaufen würde sind an verschiedenen Stellen Sperrschieber verbaut. Ebenfalls bestehen F-2F Verteiler ohne definierte Flußrichtung. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, darunter die Versorgung von zwei Bereichen mit einer Pumpe und zwei Zweigleitungen. Hauptsächlich werden diese Komponenten zur schnelleren Entleerung der Leitung verwendet. Dann mit dem einem Anschluss in Richtung bergauf. Die anderen beiden Anschlüsse liegen folglich in Fallrichtung.

Das Hytrans Fire System hat den Hauptvorteil, dass durch die hohen Durchmesser der Leitungen viel Wasser mit

Verlegen der Schlauchleitung

wenig Reibungsverlusten gefördert werden. Ebenfalls ist der Personalbedarf im Vergleich zur klassischen Langen Wegstrecke eher gering. Für die  oben vorgestellte Methode ist laut der Hessischen Landesfeuerwehrschule Mindestens eine Zugstärke erforderlich. Wenn ein HFS zum Einsatz kommt reicht für gewöhnlich eine Gruppenstärke ausreicht. Dies konnte der Verfasser bei einer Übung der Brandweer Zuid-Limburg am Kastel Erenstein beobachten. Hier reichten circa 10 Einsatzkräfte um innerhalb von weniger als einer Stunde eine Strecke von 2 Kilometern zu verlegen.

In den Niederlanden ist dieses System in verschiedenen Sicherheitsregionen (Veiligheidsregios) fest eingeplant zur Wasserförderung bei Großbränden. Eine dieser Regionen ist Südlimburg. Aber auch mehrere Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen halten derartige Systeme  im Rahmen ihrer Konzepte zur Unterstützung der lokalen Feuerwehren im Großeinsatz oder Katastrophenfall vor. Teilweise werden diese Systeme aber auch wie von der Feuerwehr Konstanz von den Kommunalen Feuerwehren im Rahmen der lokalen Gefahrenabwehrplanung vorgehalten. Die Beweggründe hierfür sind unter anderem Gebiete mit unzureichender Wasserversorgung über Leitungen bei Vorhandensein von unerschöpflichen Wasserversorgungsmöglichkeiten wie Flüsse oder Seen.

Redaktion: Leo M. Schmelcher

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