Immer wenn die Debatte auf die Nichtschwimmerproblematik kommt wird nach mehr Schwimmkursen geschriehen. Diese werden teilweise auch durchgeführt enden aber meisten mit dem sogenannten Seepferdchen, welches keine sichere Schwimmfähigkeit bedeutet. In den Pressemitteilungen heißt es dann, dass eine bestimmte Anzahl von Kindern jetzt schwimmen kann, weil sie das Seepferdchen erworben haben. Jedoch stellt das Seepferdchen keinen nachweis einer auch nur halbwegs sicheren Schwimmfähigkeit dar. Diese ist erst ab dem Schwimmabzeichen in Bronze in Schwimmbädern gewährleistet, im Freiwasser meiner persönlichen Meinung nach erst ab dem Schwimmabzeichen in Silber.
Die Folgen dieser Seepferdchenkurse sind an jedem Badesee und in jedem Freibad sichtbar. Einerseits ist bei Kindern die Selbstüberschätzung generell ein Problem, wenn sich auch noch die Eltern in falscher Sicherheit wiegen, weil ihr Kind ja schwimmen kann zertifiziert durch das Seepferdchen. Als Rettungsschwimmer musste ich bei JEDEM Dienst wegen Nichtschwimmern mit Seepferdchen, die sich telweie auch im Nichtschwimmerbereich in Gefahr gebracht haben eingreifen. Die Eltern dieser Kinder waren extrem uneinsichtig, teilweise versuchten sie gegenüber mir mein Eingreifen als unverhältnismäßig darzustellen.
Für die Kinder bedeutet das Seepferdchen ebenfalls eine falsche Sicherheit, die von den Eltern vermittelt wird. Die Eltern lassen ihr Kind alleine ins Wassser ohne sich auch nur in der Nähe des Schwimmbeckens aufzuhalten. Stattdessen liegen sie auf der Liegewiese mit dem Smartphone und haben keinen Blick auf ihren Nachwuchs. Was bei Kindern, die kurz vor dem Erwerb des Schwimmmabzeichens in Bronze stehen im Schwimmbad noch akzeptabel ist, ist für Kinder, die gerade erst das Seepferdchen erworben haben lebensgefährlich.
Diese falsche Sicherheit wird dadurch befeuert, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Seepferdchens als Bescheinigung der Schwimmfähigkeit sehr hoch ist. Diese wird auch durch die Kinderliteratur befeuert, in der genau das vermittelt wird. Ebenfalls befeuern die Seepferdchenkurse im Rahmen des Programmes „Jedes Kind soll Schwimmen lernen“ oder kommunaler Initiativen genau das.
Daher sind die Seepferdchenkurse nicht mehr und nicht weniger als blinder Aktionismus. Ja, es ist wichtig, dass es kostengünstige Schwimmkurse gibt, aber diese müssen bis zum Schwimmabzeichen in Bronze führen, der Bruch in der Schwimmausbildung ist aber problematisch. Ideal wäre wenn die meisten Kinder im Alter von 4-7 Jahren (letztes Kindergartenjahr-1. Klasse) einem Schwimmkurs mindestens das Seepferdchen, im Idealfall das Schwimmabzeichen in Bronze erlangen. Die weitere Schwimmausbildung sollte dann eigentlich im Schwimmunterricht in den Schulen erfolgen. Hierfür muss dann auch eine angemessene Infrastruktur an Schwimmbädern mit 25 Meterbecken.
Redaktion: Leo M. Schmelcher
Bild: DLRG