Am 30.03.2023 um 21:40 zerriss ein lauter Knall die abendliche Stille in der Eschweiler Innenstadt. Dort war es in einem vierstöckigen Wohn- und Geschäftshaus Gebäude an der Neustraße zu einer Gasexplosion gekommen. Aufgrund der Druckwelle wurde das betroffene Haus sowie eine Vielzahl weiterer Gebäude erheblich beschädigt. Zahlreiche Notrufe gingen in der Einsatzzentrale der Feuerwehr Eschweiler ein.
Durch die Einsatzzentrale der Feuerwehr Eschweiler wurden zunächst die die Hauptwache sowie mehrere Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. Bei Eintreffen der ersten Einheiten bestätigte sich die Meldung der Anrufer. Neustraße und Josefstraße glichen über eine Länge von circa 100 Metern einem Trümmerfeld.
Wenig später wurden alle Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Eschweiler alarmiert und somit ein Vollalarm ausgelöst. Zudem wurden rettungsdienstliche Einheiten für eine entsprechend große Anzahl an Verletzten (MANV) alarmiert. Ebenfalls wurden massiv überörtliche Kräfte alarmiert. Aufgrund der Größe des Einsatzes machte sich zudem Kreisbrandmeister Thomas Sprank vor Ort ein Bild der Lage. Die Einsatzleitung lag bei Brandrat Axel Johnen, dem Leiter der Feuerwehr Eschweiler.
Aus dem betroffenen Gebäude schlugen Flammen und dichter Brandrauch drang ins Freie. Mehrere durch das Feuer eingeschlossene Menschen machten sich an den Fenstern des Gebäudes bemerkbar, um gerettet zu werden.
Die zuerst an der Einsatzstelle eingetroffenen Kräfte der hauptamtlichen Wache leiteten umgehend die Menschenrettung ein. Hierbei wurden Sie durch die Freiwillige Feuerwehr unterstützt, welche schnell durch erste nachrückende Einsatzkräfte der Freiwilligen Löschzüge unterstützt wurden. Aus dem Betroffenen Gebäude, welches glücklicherweise nicht eingestürzt war mussten insgesamt neun Menschen gerettet werden. Die meisten Rettungen waren nur über Drehleitern möglich, weshalb diese auch überörtlich angefordert wurden. Auch die Berufsfeuerwehr Aachen rückte mit einem Teleskopmast an. Nach der Rettung wurden die Verletzten an den Rettungsdienst übergeben.
Nach der Rettung aller Verletzten aus dem betroffenen Gebäude konnten auch Betroffene und Verletzte aus den Nachbargebäuden versorgt werden. Insgesamt wurden 16 Personen aufgrund des Schadensereignisses verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Laut Einsatzleiter Axel Johnen war glücklicherweise keine Person verschüttet.
Im Anschluss an die Menschenrettung konnte die Brandbekämpfung eingeleitet werden. Hierfür wurde die Einsatzstelle in drei Einsatzabschnitte unterteilt, in denen jeweils mehrere Strahlrohre vorgenommen wurden. Dies geschah sowohl im Innen als auch im Außenangriff.
Das Ausmaß dieser Einsatzstelle machte es wieder einmal erforderlich, dass neben
allen Einheiten der Feuerwehr Eschweiler auch Einsatzkräfte aus Nachbarkommunen nach Eschweiler alarmiert worden. So stellten Kräfte aus Langerwehe den Grundschutz für das restliche Eschweiler Stadtgebiet sicher.
Zudem waren Löschzüge aus Stolberg und Würselen sowie Sondereinheiten aus Aachen, Stolberg, Würselen und Herzogenrath vor Ort. Diese besonders aus dem Bereich Führungsunterstützung und Logistik.
Das THW war mit dem Ortsverband Eschweiler mit den Fachgruppen Bergung und Räumen im Einsatz.
Die Polizei war mit iner großen Anzahl an Kräften des Polizeipräsidiums Aachen sowie einer Einsatzhundertschaft aus Wuppertal vor Ort. Die Einsatzhundertschaft Wuppertal hat die Sonderaufgaben Tauchen und Gefahrstoffeinsätze.
Ebenfalls war die Verwaltung der Stadt Eschweiler im Einsatz, auch der laut Medienberichten etwa 25 Personen umfassende Verwaltungsstab der Stadt einberufen. Der Bauhof und weitere Fachdienst der Stadt (Ordnungsamt, Bauamt,…) waren ebenfalls vor Ort. Bürgermeisterin Nadine Leonhardt machte sich vor Ort ein Bild der Lage.
Am 31.03.2023 gegen 02:00 war das Feuer soweit unter Kontrolle gebracht, dass erste Einheiten aus dem Einsatz abgezogen werden konnten. Andere Einheiten blieben für Nachlöscharbeiten (Bekämpfung von Glutnestern,…) vor Ort.
Ab 4:00 Uhr konnten weitere Löschzüge die Einsatzstelle verlassen und ihre Standorte aufsuchen. Einige Löschfahrzeuge sowie eine Drehleiter blieben vor Ort, um die letzten Löschmaßnahmen durchzuführen und eine Brandwache zu stellen.
Im Laufe des 31.03.2023 wurde das Kräfteaufgebot der Feuerwehr Eschweiler weiter reduziert. Durch die Feuerwehr wurden im betroffenen Gebäude am Vormittag noch einzelne Glutnester abgelöscht. Das Kräfteaufgebot betrug in dieser Phase etwa 25 Personen, die alle 4-6 Stunden ausgetauscht wurden.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Kräften vor Ort um Hinweise auf die Ursache zu ermitteln. Hierfür kamen ebenfalls zwei Roboterhunde zum Einsatz wie sie zuest bei einem schweren Brand mehrerer Wohnblöcke in Essen im Frühjahr 2022 zum Einsatz kamen. Ebenfalls prüfte die Verwaltung mit Statikern welche Gebäude wieder freigegeben werden können.
Nach einem erfolgreichen Aufruf der Eschweiler Stadtverwaltung halfen mehrere Handwerksfirmen aus Eschweiler bei der Sicherung der beschädigten Gebäude. Die Drehleiter des LZ 41 wurde für die weitere Sicherung verwendet.
Das Gebäude, in dem die Explosion stattfand wurde mit Baustützen (vermutlich
THW-Fachgruppe Notversorgung und Instandsetzung) gesichert.
Am Donnerstagabend wurde ein 21-jähriger Tatverdächtiger, mit Hilfe der Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Aachen, festgenommen. Ein Haftbefehl wurde ausgestellt, wegen: „versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen sowie besonders schwerer Brandstiftung“.
Wie aus einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft hervorgeht, wurden 15 Menschen verletzt, wovon 4 Menschen stationär versorgt werden müssen. Bei zwei Personen besteht laut heutigem Stand (1.4.2023) ein lebensgefährliches Verletzungsmuster. Unter den leicht Verletzten befanden sich auch zwei Feuerwehrleute, welche ihre Arbeit aber zu einem späteren Zeitpunkt fortführen konnten.
Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) dankte anschließend den Einsatzkräften: „Sie haben unter Inkaufnahme eigener Risiken alles getan, um die Bewohner des Hauses schnellstmöglich zu retten“.
Die Neustrasse wurde erst im Laufe des 1. Aprils wieder freigegeben. Etwa 50 Gebäude wurden beschädigt. Bis auf ungefähr 4 Gebäude, wurden alle wieder freigegeben. Zwei Hotlines für betroffene Anwohner und Einzelhändler wurden eingerichtet
Der Einsatz endete erst am 1.4.2023 gegen 14:30.
Die Bevölkerung wurde mit der WarnApp NINA vor den Rauchgasen gewarnt. Die Rauchwolke war über großen Teilen von Eschweiler zu sehen.
Redaktion: Leo Schmelcher, Jonas Hanke
Bilder: Bis auf „Das Schadensobjekt zwei Tage ach der Explosion“ Feuerwehr Eschweiler